Welche Religionen und Glaubensrichtungen sind mit dem Namen Zaugg verbunden?
Täufer/Wiedertäufer (franz. Anabaptisten):
Das Täufertum ist im Rahmen des europaweiten Aufbruchs der frühen Reformation in den 1520er Jahren entstanden. In ihm verbinden sich Elemente aus spätma. Volksfrömmigkeit , humanist. Zeitkritik ( Humanismus ) und latent vorhandenem Antiklerikalismus auf je sehr unterschiedl. Weise mit Impulsen aus der neuen reformator. Predigt und Agitation. Im Umfeld der Niederschlagung der kommunal-revolutionären Bewegung des Bauernkriegs (1525) wurde das Täufertum zum Sammelbecken von Gläubigen, welche sich in ihrem Bemühen um Wiederherstellung des "wahren Christentums" für eine radikalere Reform einsetzten. Zunehmend gingen diese Menschen auf Distanz zu Luther und Zwingli und sympathisierten vorerst mit Positionen eines Thomas Müntzer oder Andreas Karlstadt. Als T., Wiedertäufer oder Anabaptisten wurden dabei diejenigen Vertreter der Bewegung bezeichnet, deren gemeinsames Kennzeichen die Verweigerung der Kindertaufe und die Praxis der Glaubenstaufe im Erwachsenenalter war. Entscheidend neu gegenüber der traditionellen Volkskirche war dabei nicht primär die Taufform, sondern die damit verbundene Freiwilligkeit der Kirchenmitgliedschaft.
Insgesamt können europaweit wenigstens drei grosse Gruppen von T.n unterschieden werden: erstens die sog. Schweizer Brüder v.a. im eidg., elsäss. und süddt. Raum, zweitens die nach der Katastrophe des sog. Wiedertäufer-Reichs von Münster (Nordrhein-Westfalen, D) von 1535 durch Menno Simons wieder gefestigten und auf einen freikirchl.-gewaltlosen Kurs verpflichteten niederländ. und norddt. Taufgesinnten oder Mennoniten, drittens die aus tirol., süddt. und schweiz. Flüchtlingen in Mähren entstandenen Hut(t)erer, deren auffälligstes Merkmal das kommunitäre Leben auf sog. Bruderhöfen in Arbeits- und Gütergemeinschaft darstellt.
Grundlegend für das schweiz. Täufertum war die am 21.1.1525 erstmals praktizierte Glaubenstaufe im Kreise ehem. Schüler und Freunde Zwinglis in Zürich. Ausgehend vom Zürcher Täuferkreis um Konrad Grebel, Felix Manz, Jörg Blaurock, Johannes Brötli, Simon Stumpf und Wilhelm Reublin, verbreitete sich dieser Zweig der täufer. Bewegung bald in die Ostschweiz und in den süddt. Raum, via Graubünden nach Südtirol, über Basel ins Elsass und nach Bern. Manchenorts vermischten sich diese Impulse mit Anschauungen aus anderen radikalen und täufer. Tendenzen. Dabei bildeten sich je nach örtl. Verhältnissen unterschiedl. Akzente heraus, etwa um die bedeutenden täufer. Theologen Balthasar Hubmaier in Waldshut (D) oder Hans Denck und Pilgram Marpeck im süddt. und ostschweiz. Raum.
Für die T. auf eidg. Territorium kommt der in Schleitheim verabschiedeten "Brüderl. Vereinigung" von 1527, den sog. Schleitheimer Artikeln, besondere Bedeutung zu. Mit diesem wohl von Michael Sattler formulierten Bekenntnis grenzte sich eine fortan als Schweizer Brüder bezeichnete grössere Gruppe sowohl innertäufer. als auch gegenüber den Volkskirchen ab und konstituierte sich als erste Freikirche ( Freikirchen und Sekten ). Charakterist. Merkmal der Schweizer Brüder war ihr theol. Dualismus, ihr Konzept einer dem Schriftprinzip streng verpflichteten und in ihrem Streben nach sichtbarer "Besserung des Lebens" von der Welt abgesonderten, gewaltlosen und leidensbereiten Gem. Ihr Nonkonformismus wurde v.a. spürbar in der Verweigerung des offiziellen Kirchgangs, des Eids und des Kriegsdienstes. Durch die radikale Kritik der T. an der religiös-sozialen Situation ihrer Zeit sowie v.a. an der in ihren Augen unheilvollen Allianz von Kirche und Obrigkeit zogen sie rasch den Zorn der Mächtigen auf sich. Wohl versuchten diese bis ins 17. Jh. hinein immer wieder, die T. in teils öffentl. Disputationen von ihren Positionen abzubringen. Die Erfolglosigkeit der meisten dieser Gespräche (z.B. Zürich 1525, Zofingen 1532, Bern 1538) heizte die obrigkeitl. Repression aber stets neu an. Trotz (bzw. auch infolge) der rasch einsetzenden Verfolgung verbreitete sich die Bewegung bald nicht nur in der Schweiz, sondern auch quer durch Europa bis nach Russland, später auch nach Nord- und Südamerika.
In der Eidgenossenschaft befanden sich im 16. Jh. die meisten T. in den ref. eidg. Orten Bern und Zürich, ferner in Solothurn, Basel, Schaffhausen, St. Gallen und Graubünden. Gefängnis, Folter, Güterkonfiskation, Verbannung und Hinrichtung (in Bern bis 1571, in Zürich bis 1614, in Rheinfelden noch 1626!) trieben aber zumal die schweiz. T. immer mehr in die geogr. und soziale Isolation und in eine bisweilen auch theol. Enge. Interne Konflikte führten 1693 zur Entstehung der Gemeinschaft der Amischen ( Jakob Ammann ). Ein period. Nachlassen der Verfolgungen sowie Einflüsse aus Pietismus und Erweckungsbewegung liessen die Gem. später wieder anwachsen, führten teilweise aber auch zum Rückzug als "Stille im Lande". Nachdem sich bis ins 18. Jh. v.a. die niederländ. Mennoniten vehement für ihre verfolgten Glaubensgeschwister in der Schweiz eingesetzt hatten, brachten erst die Aufklärung und die Franz. Revolution den schweiz. T. einige Erleichterung. Eine kontinuierl. Präsenz täufer.-mennonit. Gem. von den Anfängen bis in die Gegenwart gibt es in der Schweiz nur im Kt. Bern (v.a. im Emmental), obwohl sich gerade dieser Kt. mehr als zwei Jahrhunderte lang durch eine beispiellos harte Linie hervorgetan und hunderte von T. ausgewiesen hatte. Die zeitweise recht zahlreiche täufer. Bevölkerung auf Zürcher Territorium war hingegen bis zur Mitte des 17. Jh. fast vollst. ausgeschafft worden. Auch den anderen eidg. Ständen gelang es im Verlauf des 17. Jh., die Zahl ihrer täufer. Untertanen entscheidend zu reduzieren (z.B. Kt. Solothurn, Basel, Schaffhausen).
Wichtigste Fluchtorte für verfolgte schweiz. T. waren bis zu Beginn des 17. Jh. Mähren (heute Tschechien), später das Elsass und die Pfalz (D), ab dem 18. Jh. zudem das Fürstbistum Basel, der Neuenburger Jura, die Region Montbéliard (F), die Niederlande und Nordamerika. In den meisten dieser Regionen und Länder finden sich auch am Ende des 20. Jh. noch Nachkommen dieser schweiz. T. (vgl. die v.a. von nordamerikan. Mennoniten betriebene genealog. Forschung!). Viele von ihnen wissen sich noch immer ihrem täufer. Erbe verbunden und gehören zur mittlerweile weltweit als Mennoniten bezeichneten und 1 Mio. Mitglieder zählenden Freikirche. In der Schweiz gab es 1999 13 Gem. in den Kt. Bern, den beiden Basel, Neuenburg und Jura mit ca. 2'500 Mitgliedern. Anlass zu Konflikten mit den Behörden hat bis in die Gegenwart der täufer. Grundsatz des Gewaltverzichts gegeben, auch wenn diese Position lange nicht mehr so konsequent durchgehalten wird wie in früheren Zeiten. Als sog. Hist. Friedenskirche haben sich die schweiz. Mennoniten in neuester Zeit jedoch intensiv um die Einführung eines Zivildienstes bemüht. Neben den Mennoniten oder Alttäufern zählen sich auch die Baptisten und die von Samuel Heinrich Fröhlich begr. Evang. Täufergem. oder Neutäufer zur täufer. Tradition, haben aber jüngere Wurzeln. Trotz einer Reihe ausgezeichneter Quelleneditionen und umfangreicher Quellenbestände in Archiven ist mit Ausnahme der Entstehungszeit die Gesch. der schweiz. T. noch unzureichend erforscht. Die meisten Monographien zum Täufertum in einzelnen Regionen sind älteren Datums und mittlerweile ergänzungsbedürftig. Eine umfassende neuere Gesamtdarstellung fehlt.
Mennoniten:
1. EINLEITUNG Mennoniten, Religionsgemeinschaft, die im 16. Jahrhundert aus schweizerischen, niederländischen und norddeutschen Täufergruppen hervorgegangen ist.
2. LEHRE
Die Hauptlehre der Mennoniten findet sich in einem Glaubensbekenntnis, das 1632 in Dordrecht verfasst wurde. Die einzige Autorität ist die Bibel. Diese wird nicht von einem Geistlichen ausgelegt, der eine Mittlerrolle zwischen Individuum und Gott einnimmt, sondern von jedem Einzelnen. Die Taufe wird nur nach Ablegung des Glaubensbekenntnisses vollzogen, wobei die Kindertaufe abgelehnt wird. Die Mennoniten feiern das Heilige Abendmahl (siehe Eucharistie), das in manchen Fällen mit einer Fußwaschung verbunden ist. Das Abendmahl gilt jedoch nicht als Sakrament.
Die Mennoniten waren die ersten, die die Sklaverei verurteilten. Sie weigern sich, Kriegsdienst zu leisten und verurteilen jede Art von Gewalt. Die Mennoniten lehnen es ab, gerichtliche Eide zu leisten und bekleiden keine öffentlichen Ämter. Ihr Ziel ist die Nachfolge Christi im Sinne der Bergpredigt. Die konservativen unter den mennonitischen Gruppen zeichnen sich durch bescheidene Lebensart und einfache Kleidung aus.
3. GESCHICHTE
Die Mennoniten kamen im 16. Jahrhundert in der Schweiz auf und waren ursprünglich radikale Protestanten. Sie standen theologisch den schweizerischen Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin nahe (Calvinismus). Da sie jedoch im Unterschied zu dem schweizerischen Reformator Ulrich Zwingli die Kindertaufe ablehnten, wurden sie auch Täufer oder Wiedertäufer genannt. Da sie sich weigerten, Kriegs- sowie Militärdienst zu leisten, wurden sie häufig verfolgt und waren zur Auswanderung gezwungen.
Etwa zur gleichen Zeit entstand eine ähnliche Bewegung in den Niederlanden, geführt von Menno Simons, nach dem die Mennoniten später benannt wurden. Menno wurde 1524 zum Priester geweiht. Allmählich nahm er eine immer radikalere Haltung an, und um 1537 predigte er dann die Taufe der Gläubigen. Wie in der Schweiz wurden die Täufer auch in den Niederlanden verfolgt. Ähnliche Gruppierungen bildeten sich auch in Süddeutschland und Österreich heraus, wo sie von Jakob Huter geführt und nach ihm Hutterer genannt wurden.
Die Schweizer Brüder wurden bis ins 18. Jahrhundert hinein verfolgt, und viele flohen in das Rheinland oder die Niederlande. Andere wanderten nach Nordamerika, insbesondere nach Pennsylvania, aus und wiederum andere nach Osteuropa. Ende des 16. Jahrhunderts wurden die direkten Verfolgungen in den Niederlanden eingestellt, wobei gewisse Einschränkungen und Diskriminierungen vonseiten der Staatskirche bestehen blieben. Auch die holländischen Mennoniten wanderten aus: Einige gingen nach Pennsylvania, andere zogen nach Osten, nach Preußen und Polen, und kamen im frühen 19. Jahrhundert bis in die Ukraine.
Für die Mennoniten Amerikas ist bezeichnend, dass sich ein Teil als Nachfolger des elsässischen Ältesten Jakob Ammann versteht und nach ihm Amische genannt wird.
Heute sind die meisten mennonitischen Kirchen in der Mennonitischen Weltkonferenz (Mennonite World Conference) zusammengeschlossen. Ein Teil gehört dem Ökumenischen Rat der Kirchen an.